
Bis 1977 durften verheiratete Frauen nur mit Zustimmung ihres Mannes berufstätig werden und erst ab 1962 durften Frauen in Deutschland ein eigenes Bankkonto haben. Dank Gesetzesänderungen hat sich das mittlerweile verändert. Geht doch. Unsere deutsche Sprache aber, hat sich leider noch nicht ausreichend verändert. Immer noch wird zu viel in Männersprache gesprochen, dort wo Frauen und Mädchen angesprochen werden sollten. Schlimm? Vielleicht nicht schlimm, aber ausgrenzend und verhindernd! Aber lest bitte weiter.

Durch den Sprachgebrauch entstehen Bilder in unserem Kopf. Wenn z.B. von Ingenieuren die Rede ist, fühlen sich weniger Mädchen und Frauen angesprochen, als wenn von Ingenieurinnen und Ingenieuren gesprochen wird. Dann schätzen Mädchen typisch männliche Berufe eher auch als für sich erreichbarer ein. Das hängt damit zusammen, dass wir sofort Bilder im Kopf entwickeln, die genauso wirkungsvoll sind wie echte Bilder. Ich habe Anfang der 1970er Jahre als 12 jähriges Mädchen in Hamburg die erste Busfahrerin gesehen und dachte, oh wow, geht ja auch. Nicht, dass ich das unbedingt hätte werden wollen. Aber die Möglichkeit zu haben, darum ging und geht es auch heute noch!
Sprache beeinflusst unser Denken
Durch Sprache entstehen Bilder in unseren Köpfen. Nicht umsonst habe ich mal diesen schönen Satz gelernt, „Sprache schafft Bewusstsein“. Werden nur Jungs oder Männer genannt, spiegelt sich das in unseren gedanklichen Vorstellungen wieder.Sprachrätsel und Denkfehler
Vater und Sohn fahren im Auto. Sie haben einen schweren Unfall, bei dem der Vater sofort stirbt. Der Junge wird mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus gebracht, in dem ein Chef-Chirurg arbeitet, der ein bekannter Spezialist für Kopfverletzungen ist. Die Operation wird vorbereitet, alles ist fertig, als der Chef-Chirurg erscheint, blass wird und sagt: "Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!"Frage: In welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen der Chirurg und das Kind?"
Lösung: Der Chirurg ist die Mutter des Kindes also eigentlich die Chirurgin

(Elke Heise, 2000; Dagmar Stahlberg und Sabine Sczensy, 2001).
„Bereits um 1840 schrieben Mathematiker die ersten Computerprogramme - diese Formulierung lässt vermuten, dass ausschließlich Männer gemeint sind. Dabei bleibt unerwähnt, dass das allererste Computerprogramm von der britischen Mathematikerin Ada Byron, Lady Lovelace (1815-1852) geschrieben wurde.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht nur ein Gebot der Höflichkeit, mit und über Menschen so zu sprechen, dass alle Geschlechter genannt sind. Es ist eine Notwendigkeit, um Chancengleichheit zu erlangen. Was spricht dagegen, die Möglichkeit der Sprache zu nutzen, um sichtbar zu machen, dass ein Pilot eine Pilotin sein kann und der Streik von Erziehern in der Regel ein Streik von Erzieherinnen ist.

Wieso eigentlich? Die ausschließliche Verwendung männlicher Sprachformen ist noch immer sehr geläufig und wir Frauen und Mädchen sollen uns immer ganz selbstverständlich mit angesprochen fühlen. Wenn jedoch nicht mehr von Direktor und Putzfrau die Rede ist, sondern von Leitung und Putzkräften, verändert sich auch unser Bild davon, wer in unserer Gesellschafft welche Rolle übernehmen kann.
Und um die Wirkung der Sprache bewusst zu machen, formuliere ich eine Einladung mal gänzlich in weiblicher Form und dann schauen wir mal, ob sich Jungs ebenso angesprochen fühlen, wie das für Mädchen die Regel sein soll. Wenn ich beispielsweise alle Schülerinnen einladen würde, an dem Treffen in der Sporthalle am Nachtmittag teilzunehmen, glaubt ihr, dass die Jungs sich da auch mitangesprochen fühlen. Wohl eher nicht, oder?
Das wird aber zu kompliziert

Es ist wie so oft: Wenn etwas schon länger vorhanden ist, dann können wir uns nur schwer vorstellen, es vielleicht zu ändern. Trotzdem sollten wir es tun! Es ist eine Anstrengung, aber es lohnt sich!
Mädchen sprechen Frauensprache / Eine Umkehrung

Demokratisch schreiben
Die Nennung aller Geschlechter drückt die Gleichbehandlung von Frauen, Männern und diversen Menschen als demokratisches Prinzip aus. Entsprechend drückt eine gendergerechte Sprache Wertschätzung gegenüber allen Menschen aus. Im Artikel 3 des Grundgesetzes sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich. Der Absatz 2, der besagt, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, wurde im Oktober 2017 durch das Bundesverfassungsgericht dahingehend korrigiert, das der alleinige Männer- und Frauenblick überholt ist und endlich auch „diverse“ Menschen in den Blick kommen und wahrgenommen werden.Wo sind die Vorbilder?
Ich würde mir endlich mal wünschen, dass Politik, Medien, Leitungskräfte eine Vorbildfunktion einnehmen und sich bemühen, eine neue geschlechtergerechte Sprache zu sprechen. Anstrengend? Ja, ich weiß. Aber wie viele z.B. technische Erneuerungen wurden belächelt und sind heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ich denke, bei dem Versuch, geschlechtsbewusst zu sprechen, ist viel eher das Wollen wichtig. Und die, die es versuchen, ernten oft ein offensives oder inneres Augenrollen. Und wenn Frauen und Mädchen dann andere Frauen und Mädchen augenrollend abtun, nach dem Motto, ist doch nicht so wichtig, dann ist das besonders unverständlich.Wenn ihr euch traut, nervt ihr auch
